Bonität erhalten: Unterschiede zwischen Kreditanfrage und Konditionenanfrage

Bonität erhalten: Unterschiede zwischen Kreditanfrage und Konditionenanfrage

Montag, 11. Oktober 2021, 17:55 Uhr Finanzen

Immer noch wird heute mancherorts vor Kreditvergleichen gewarnt. Es heißt, dass der Vergleich allein schon die eigene Bonität schwächt und somit die Wahrscheinlichkeit auf einen Kredit immer geringer wird. Aber ist das wirklich so? Fakt ist: Früher stellten Kreditanfragen zu Vergleichszwecken tatsächlich ein Problem dar, denn häufig wurde von der jeweiligen Bank eine Auskunft der Schufa eingeholt. Wurden nun weitere Kredite angefragt, so häuften sich die Auskünfte und das Scoring sank. Der Grund: Die Auskunfteien nahmen dabei an, der Kunde wäre immer abgelehnt worden. Mit der heutigen Konditionenabfrage ist das aber anders.

Gled Kreditanfrage
Abbildung 1: Wer einen Kredit aufnehmen möchte, sollte auch darauf achten, dass Konditionenanfragen bei Banken richtig ablaufen. Bildquelle: Robert Anasch / Unsplash.com

Konditionenanfrage

Die Konditionenanfrage ist eine Meldungsmöglichkeit, die die SCHUFA vor vielen Jahren eingeführt hat. Diese erklärt lediglich, dass ein Kunde sich die allgemeinen Konditionen einer Bank angeschaut hat. Grundsätzlich ließe sich so etwas sogar positiv bewerten, weil ein informierter Kreditnehmer eine fundierte Entscheidung treffen möchte.

Ein großer Vorteil ist, dass diese Abfrage keine Auswirkung auf die Bonität hat oder durch Dritte eingesehen werden kann. Für den Bürger selbst ist diese Anfrage für ein Jahr sichtbar.

Kreditanfrage

Dies ist das, was früher stets geschah, wenn ein Kredit bei einer Bank angefragt und mit anderen Angeboten verglichen wurde. Alle angefragten Banken stellten eine Kreditanfrage – und die Schufa speicherte jede dieser Anfragen, die wiederum sichtbar für die nachfolgenden Anfragenden war. Das Problem:

  • Bonität – die Kreditanfrage wirkte sich dann negativ auf die Bonität aus, wenn mehrere Anfragen in kurzer Zeit kamen. Es wirkte so, als hätten alle vorherigen Banken den Kredit abgelehnt. Das wäre auch heute noch der Fall, wenn nicht gezielt die Konditionenabfrage gestellt wird.
  • Folgen – dass die eigene Bonität durch viele Anfragen geschwächt wird, ist eine Folge. Die andere ist aber, dass nachfolgende Banken durch die für sie sichtbaren Kreditanfragen die Konditionen verschlechtern. Immerhin ist es – auf den ersten Blick – ein Kunde, der zuvor für nicht kreditwürdig erachtet wurde. Dass ein Kunde nur von seinem Vergleichsrecht Gebrauch gemacht hat, ist zuerst einmal unerheblich. Es zählen die Daten.

Wenngleich die Auswirkung auf die Bonität nicht so erheblich war, stand das Problem mit den sich verschlechternden Konditionen natürlich im Raum. Doch auch früher war das Problem eher dann gegeben, wenn ein Kunde allgemein gerne Angebote verglich und somit viele verschiedene Anfragen eintrafen.

Heute kaum noch Verwechslungen

Als die Schufa die Konditionenanfrage neu herausbrachte, gab es durchaus Verwechselungen, die oft auf Unwissenheit basierten. Vielfach war die neue Option gar nicht bekannt, sodass Kreditnehmern immer geraten wurde, unbedingt darauf zu achten, dass nur die Konditionen abgefragt werden und keinesfalls eine Kreditanfrage gestellt wurde. Und heute?

  • Banken – sie kennen längst die Praktik und nutzen die Konditionenabfrage. Das trifft auf herkömmliche Banken und natürlich auf Onlinebanken zu.
  • Vermittler – auch hier gilt das Prinzip, dass die Konditionenabfrage genutzt wird. Sollte ein Vermittler die Konditionenanfrage nicht nutzen oder dem Kunden mitteilen, dass es diese nicht gibt oder sie kostet, gilt, einen anderen Vermittler zu suchen. Gute Vermittler können also die verbindliche Kreditanfrage umgehen und zunächst das bestmögliche Angebot heraussuchen
  • Onlinesuche – wer online nach einem Kredit sucht und eine Anfrage stellt, der wird meist auch erst mit der Konditionenabfrage konfrontiert. Die meisten Anbieter klären den Interessenten gut verständlich über die Art der Anfrage auf. Einen Unterschied gibt es bei Eilkrediten, deren Anfrage auch direkt der Antrag samt Unterlagen und Belegen beinhaltet. Um Zeit zu sparen und binnen kürzester Zeit ein konkretes Angebot zu unterbreiten, wird eine Kreditanfrage gestellt. Aber: Auch sie folgt meist erst nach der ersten Sichtung der Unterlagen oder dem Kontenblick. Eine konkrete Anfrage erfolgt also dann, wenn die offenbarten Finanzen des Interessenten allgemein eine Kreditvergabe zulassen würden.

Dennoch schadet es nie, vor einer Kreditanfrage bei einer Bank oder über einen Vermittler nachzufragen oder hinzuschauen, welche Form der Schufa-Anfrage genutzt wird. Zudem darf nie vergessen werden, dass die Konditionenanfrage nur der erste Schritt ist. Kommt es zu einem Kredit, wird immer eine Kreditanfrage nachgeschoben, da über sie die Zinsen berechnet werden.

Echte Kreditanfragen bleiben für ein Jahr in der Schufa gespeichert und können zehn Tage lang von anderen eingesehen werden. Sollte eine Kreditanfrage als Bonitätsanfrage gestellt werden, so bleibt diese drei Jahre gespeichert. Bonitätsanfragen mit Scorewert hingegen ein Jahr.

Konditionsanfrage = ohne Schufa?

Vielfach wird bei der Kreditsuche automatisch der Kredit ohne Schufa gefunden. Häufig wird er mit der Konditionsanfrage verwechselt, da diese immer wieder als Schufa-neutral oder Schufa-frei bezeichnet wird.

Ein Kredit ohne Schufa mag eine Konditionsanfrage nutzen, doch eigentlich bezieht er sich darauf, dass ein schlechterer Schufa-Score nur untergeordnet bewertet wird oder dass ein Kredit gar nicht der Schufa gemeldet wird.

Ohne Auskunfteien geht es bei einem herkömmlichen Kredit nicht. Zur Zinsbestimmung wird, wenn sich die Parteien schon relativ einig sind, immer eine echte Bonitätsabfrage gestellt, auch werden herkömmliche Kredite stets an die Schufa gemeldet. Letzteres ist nicht schlecht, denn ein Kredit ist ein positiver Eintrag, der die eigene Bonität stärkt. Immerhin hat ein Geldgeber dem Kreditnehmer vertraut und schätzt ihn so ein, dass eine Geldsumme verliehen werden konnte.

Gled Kreditanfrage
Abbildung 2: Ein Kreditvergleich hilft heute dabei, günstige Konditionen zu finden. Mit dem Merkmal Konditionenabfrage sind auch die damit verbundenen Bonitätsprobleme aus der Welt geschafft worden. Bildquelle: Christin Hume / Unsplash.com

Fazit – die Konditionsabfrage ist perfekt zum Vergleichen

Niemand sollte heute das erstbeste Kreditangebot wählen, das er sieht. Der Vergleich von Krediten und anderen Angeboten ist vielen längst in Fleisch und Blut übergegangen. Mit der Konditionsanfrage ist das natürlich problemlos möglich, denn diese ist schufatechnisch neutral und für Dritte nicht einsehbar – keine Bank kann also mutmaßen, dass der Kunde nur bei ihr anfragt, weil andere Banken ihm abgesagt haben. Dennoch folgen auf Konditionsabfragen Bonitätsauskünfte, wenn es um die tatsächliche Berechnung eines Kredits geht. Schufafrei ist ein solcher Kredit also auch nicht, denn spätestens nach der Vertragsunterzeichnung erfolgt auch die Weitergabe der Daten über den Kreditvertrag.

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